MIR* – eine sichtbare Fackel, ein Objekt als „Redestab“, das von Ort zu Ort reist und so zum Teil des Stadtbildes wird.
Immer wieder tauchen die Buchstaben auf, für kurze Momente, für mehrere Wochen, als leuchtend-großer Schriftzug oder kleines Abbild davon, an oder in Institutionen, im öffentlichen Raum oder in privaten Wohnzimmern. Flankiert von Veranstaltungen, Lesungen, Diskussionen, Vorträgen, Ausstellungen und Performances über Frieden.
Denn “Frieden” ist es, was die Buchstaben “Mir” in vielen slawischen Sprachen bedeuten: auf Kroatisch, Mazedonisch, Russisch, Serbisch, Slowenisch, Tschechisch, Ukrainisch und Weißrussisch.
Die Idee ist aus der aktuellen Zeit geboren. Was kann man tun, um der Ohnmacht zu begegnen? Wie reagieren auf multiple Krisen, auf Kriege? Wie in der Kunst agieren? In einer Mikrowelt wie Graz? Kulturinstitutionen, Vereine und Partner:innen machen es sich zur Aufgabe, mit den Mitteln der Kunst und des Diskurses den Frieden in den Fokus zu rücken, das Wort zurückzuerobern und neu zu besetzen. Ein offener Dialog, der Menschen vereinen soll.
Zur Projektidee und Geschichte der Mir*-Buchstaben
Am Anfang stand eine Projektreihe namens WIR* der Regisseurin Nina Gühlstorff / AKA:NYX. Gemeinsam mit Franziska Betz und Kathrin Frosch sowie Bündnispartner:innen aus der Stadt, und initiiert vom Schauspielhaus Graz wurde diese von 2021 bis 2023 durchgeführt. Im Rahmen von WIR* wurden u.a. Workshops zu Öffentlichkeit und Grenzpolitik, eine “Gala für Grenzpolitik” und der “Tag der offenen Stadt” im Schauspielhaus veranstaltet sowie zwei Reisen an die österreichisch-slowenische Grenze organisiert.
Als Abschlussprojekt der Reihe wurde unter dem Titel “Wir*- Eine Grenzerfahrung” der zweieinhalb Meter hohe WIR*-Schriftzug im Mai 2023 an der slowenisch-österreichischen Grenze zum MIR*: Idee und Durchführung der TransforMIR*ung, also der Umwandlung der Buchstaben von WIR* zu MIR*, fand nach einem Konzept von David Kranzelbinder vom Pavelhaus / Pavlova Hiša statt. Der Akt des Übersetzens als Basis jedes sich Verstehens in einem ständig sich im Fluss befindendem gesellschaftlichen Prozess spielte dabei die zentrale Rolle.
Bisherige Stationen:
Den Auftakt machte das Pavelhaus / Pavlova Hiša, wo die Mir*-Buchstaben im Rahmen der Ausstellung “Von Brücken und Brüchen” 2023 zu sehen waren. im Februar 2024 wanderten sie ins Schauspielhaus Graz: Vor dessen Tür leuchteten seit 1. Februar die Buchstaben als MIR*. Darin, im Schauraum, fand am 3.2. die Performance „Wie man nach einem Massaker humanistisch bleibt in 17 Schritten“ mit anschließendem Podiumsgespräch statt. Danach machte der Schriftzug Station im Haus der Architektur, in dessen Schaufenster die Buchstaben in einer gemeinsamen Aktion mit dem Kunsthaus Graz zu sehen waren. Die Ausstellung „Loopy Loonies“ und Lecture Performance von Andrea Scrima im Kunsthaus Graz mit anschließendem Zusammenkommen rund um die Leuchtbuchstaben im HDA flankierten die Aktion. Im Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz begleiteten die Buchstaben die letzten Tage der Schaumbad-Werkschau „Surfer“. Danach drehte sich das MIR* kurz zurück zu einem WIR* und leitete damit einen Perspektivenwechsel auf die Ausstellung Schnittstelle #2 Heile Welt ein.
Danach waren die Buchstaben, initiiert vom grazmuseum in luftigen Höhen vor der Kanonenbastei zu sehen sein, um danach vor der Andräkirche zu stehen und zum Mittelpunkt des International-Festes zu werden; Ende 2025 sodann am zentralen Ort des Innenhofs des Joanneums, nämlich vor der Steiermärkischen Landesbibliothek, wo sie als Friedenszeichen ein achtsames mir*nachten wünschten.
Nach diesen Stationen wandert das Friedensstatement zum Jahreswechsel an den Campus des Quartier Leech in das Uni-Viertel weiter. Dort wird es in dem bewusst interkulturell und interreligiös geprägten Umfeld von Katholischer Hochschulgemeinde und Afro-Asiatischem Institut vor dem Café Global in der Leechgasse aufgestellt, um sichtbar ein hoffentlich friedlicheres Jahr 2025 einzuleuchten. Flankierend dazu wird man sich am Afro-Asiatischen Institut mit der aktuellen Situation in Syrien und mit dem Spannungsfeld von Heimat, Flucht, Integration, Rückkehr & kultureller Identität(en) beschäftigen – so ist ua. eine Lesung von und mit Ahmad Alshrihi zu seinem neuen Buch „heim.at“ am 23.1.2025 im Afro-Asiatischen Institut geplant, bevor die Reise in den Innenhof der Technischen Universität weitergeht.