Heimo Steps (1946-2022)
"Ich habe 1966 mit dem Studium an der Universität Graz begonnen, habe während des ersten Studienjahres den damaligen Hochschulseelsorger Egon Kapellari kennengelernt, der mich bald einlud, ins katholische Studentenhaus Leechgasse 24 umzuziehen, was ich gerne tat, zumal ich im ersten Studienjahr die legendäre Kochkunst von Frau Hannerl in der dortigen Mensa erleben durfte, und wo der syrische Medizinstudent Abdul Zaim, der damals im AAI wohnte, die Essensbons verkaufte.
Dass das AAI neben die Katholische Hochschulgemeinde hingebaut wurde, war zweifellos eine große Idee. Und dass es im „Afro“ ein Buffet, einen Fernsehraum, einen Tischtennisraum und einen allen Studenten zugänglichen Studiersaal gab, schaffte gute äußere Bedingungen für das, was man vor vielen Jahrzehnten „Völkerverständigung“ nannte.
1973 schlug mir der heutige Bischof von Graz-Seckau vor, Bildungsreferent im AAI zu werden, Institutsleiter war damals Hans Pabst. Unter der Leitung von Peter Pritz hatte sich das AAI zu einem Brennpunkt der Bewusstseinsbildung und des Engagements für die „Dritte Welt“ entwickelt. Die „Entwicklungspolitischen Seminare“ an der Universität Graz waren Diskussionsforen mit hochkarätiger internationaler Besetzung. Was mich aber angesichts des Elends der Welt und der Ausbeutung durch die reichen Länder rauchenden Köpfen im Parterre des AAI stutzig machte, war, dass die „brennenden“ Engagierten keinerlei Anstalten machten, mit den Hausbewohnern aus der „Dritten Welt“ oder mit nichteuropäischen Studenten in Graz in Kontakt zu treten. Sie sagten mir, dass das lauter Privilegierte seien, worauf ich antwortete, dass die Privilegierten in Paris, London oder Princeton studierten. Und ich hielt es damals für entwürdigend, dass die Studenten aus Afrika, Asien und Lateinamerika entweder darauf oder auf die Armut in ihren Heimatländern reduziert wurden. Daher versuchte ich, sie und ihre Kulturen als große Bereicherung für Graz zu „featuren“. Auch als Institutsleiter von 1979 bis 1984. Und das war nicht so schlecht: Für Ismael Barrios und Rizgar Koshnaw etwa war ich der erste Gesprächspartner in Graz."