Bischof Werner Freistetter: Fragen einer Ethik des Soldaten
„Inter arma enim silent leges“ – „denn unter den Waffen schweigen die Gesetze“, so lautet ein von Cicero geprägtes Wort. Tatsächlich legt ein Blick in die Welt und ihre gegenwärtigen kriegerischen Auseinandersetzungen den Eindruck nahe, dass sich dieser Grundsatz bewahrheitet, scheint doch im Krieg jegliches Gesetz, selbst das international anerkannte Völkerrecht, dem Recht des Stärkeren sowie der Willkür des Bewaffneten zu weichen. Aber gerade in jenen Grenzsituationen, in denen Gewalt zur dominierenden Dynamik wird, stellt sich die Frage, wie Normativität in solchen gedacht werden kann und ob eine andere, womöglich ursprünglichere Form des Gesetzes, nämlich die Sitte oder Ethik, unter Waffen ihren Anspruch geltend machen kann oder sogar muss.
Diese Überlegungen entfalten in einer Rede von der „Ethik des Soldaten“ eine besondere Spannung, sofern der Soldat als der mit Waffengewalt Betraute, das Recht des Stärkeren überantwortet bekommt, und gleichsam gefordert ist, einem ethischen Anspruch gerecht zu werden − will er kein Despot werden.
Wie dies im Konkreten gedacht und betrachtet werden kann, werden wir im Rahmen der Vortragsreihe Ethik des Friedens von Dr. Thomas Gremsl, Professor für Ethik und Gesellschaftslehre an der Katholisch-Theologischen Fakultät Graz, gemeinsam mit Militärbischof Dr. Werner Freistetter erörtern sowie kritisch diskutieren.
WANN: DI 10. Jänner 2023, 15:15-16:45
WO: Quartier Leech, 8010 Graz, Leechgasse 22-24, Vortragssaal (1. Stock)