Forward and Don't Forget

„Ich unterrichte über den Holocaust, um die Demokratie zu verteidigen.“
Vorangestelltes Zitat stammt aus einem Interview von Paul A. Levine mit Bernd Hecke, welches für die Kleine Zeitung (publiziert am 09.11.2018) geführt wurde. Weiter verdeutlichte Levine im Interview: „Denn in einer Gesellschaft, einem Staat, wo die politischen Extreme regieren, kommen Menschen zu Schaden, nur in der Demokratie geht es vielen gut und in einer funktionierenden Demokratie kommt es zu keinem Genozid.“
Prof. Paul A. Levine (geb. 1956) war Historiker mit Fokus auf europäische Geschichte und insbesondere der Erinnerung des Holocausts und der Antisemitismusforschung. Er wurde unter anderem für seine Verdienste in diesem Feld 2012 mit der Raoul Wallenberg Centennial Medaille ausgezeichnet. Gemeinsam mit Stéphane Bruchfeld publizierte er das Buch “Tell Ye Your Children… A book about the Holocaust in Europe 1933-1945” (1997), welches in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde und im Feld der (didaktischen) Aufarbeitung und gesellschaftlichen Thematisierung des Holocausts neue Maßstäbe setzte. So wurde es an alle schwedischen Haushalte ausgegeben, um auch innerfamiliär die Auseinandersetzung mit dem Thema Holocaust, Erinnerung und Verantwortung anzuregen. Nach der Bibel ist dieses Buch das meistgedruckte Werk in Schweden.
2018 war Paul A. Levine auf Einladung des Afro-Asiatischen Instituts in Graz, wo er mit seiner ihm eigenen Passion drei Workshops insbesondere für LehrerInnen und Lehramtsstudierende als Experte für Erinnerungskultur des Holocausts hielt und bei einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Keep Telling the Story“ mit eindringlichen Worten an die Notwendigkeit des Erinnerns appellierte und Antisemitismus in europäischen Ländern analysierte, der, so damals Levine, nie weg war, weswegen man auch nicht von „neuem“ Antisemitismus sprechen könne. Am 28. Oktober 2019 verstarb Paul A. Levine plötzlich.