Die Gitterstäbe der Gefängnisse sind heute unsichtbar

Zensur, Meinungsfreiheit, Redefreiheit oder auch das Ringen um Frauenrechte sind zentrale Themen in der literarischen Arbeit von Radka Denemarková. Im gegenwärtigen globalen Informations- und Kommunikationssystem ist der Kampf um die Wortmacht gleichzeitig auch ein Kampf um die Weltmacht. In welchen Bereichen und in welchen Kleidern zeigt sich Zensur in unserer Gegenwart? Sie äußert sich etwa in Hassreden, in der Allmacht des Geldes oder im Missbrauch von Religionen.
Der Begriff „Meinungsfreiheit“ ruft zwei Assoziationen hervor: Eine freie Presse in einem freiem Land, sowie Journalisten, die in unfreien Ländern mit staatlicher Zensur zu kämpfen haben. Tatsächlich besteht in vielen Ländern mit einer starken Tradition der Meinungsfreiheit dennoch eine Regulierung der Medien. Je stärker der Staat an der Regulierung der Medien beteiligt ist, umso grösser ist die Versuchung, sie zu missbrauchen. Wer keinen Zugang zu den Medien hat, bekommt keine Wähler, und wer keine Wähler hat, bekommt keinen Zugang zu den Medien. Die Redefreiheit ist jene, die man real besitzt. Sie ist ein Produkt der im realen Staat herrschenden Bedingungen, aber auch der Bedingungen virtueller Staaten wie Facebook, Google oder Twitter, sowie von Verlegern, Sendern, Zeitungen und Universitäten.
Moderation: Manuela Swoboda
Wann: Montag, 10. Dezember 2018, 19:00 Uhr
Wo: Afro-Asiatisches Institut Graz, Leechgasse 24, 8010 Graz