Macht des Friedens
Es herrscht wieder Krieg in Europa. Ein ganzes Land wird durch einen Angriffskrieg in den Sog einer Gewaltspirale gezogen, die immer furchtbarere Verbrechen und Gewalttaten hervorbringt. Die Bewohner eines souveränen Staates finden sich wieder in einem Krieg, der täglich unsägliches menschliches Leid hervorbringt und aus dessen Abgrund Bilder und Geschichten einer Katastrophe entspringen, die Europa in Schockstarre zurücklassen. Dieser Krieg muss enden; doch welches Ende soll er nehmen – und wie?
Die Antwort scheint klar: Der Frieden wird den Krieg beenden, Frieden muss wieder herrschen. Nicht jeder Friede ist jedoch gleich. Können wir wirklich von Frieden sprechen, wenn sich ein Land der eisernen Faust eines Diktators beugt? Endet ein Krieg tatsächlich, wenn er nur durch Unterdrückung und militärischen Sieg ersetzt wird, oder ist echter Friede nicht viel mehr? Welche Rolle sollen die EU und der Westen in diesem Krieg spielen und inwiefern sind sie schon involviert? Die Frage nach dem Frieden und woran man ihn erkennt, lässt sich auch auf das eigene Land beziehen und nach den internationalen Relationen von Krieg und Frieden fragen. Basiert der eigene Frieden vielleicht auf Kriegen, die woanders stattfinden? Verschwistern sich gar global gesehen Krieg und Frieden – und kann es ein Ende dieser Beziehung geben?
Zum Thema der diesjährigen Auftaktveranstaltung soll die Frage nach der „Macht des Friedens“ gestellt werden – und damit die Frage nach einer Eigendynamik des Friedens, zu der der Mensch als Friedensstifter beitragen kann. Was braucht diese Kunst des Friedens – im Großen auf nationaler und internationaler Ebene wie im Kleinen im Zwischenmenschlichen –, um Frieden zu schaffen? Welche Aktionen und Initiativen sind nötig, damit es zu einem Verhandeln des Friedens in Konflikt- und Kriegssituationen kommt? Und was bleibt nach den Verhandlungen – kann es eine nachhaltige Macht des Friedens geben, die die Gewalt des Krieges längerfristig bannt und die auf menschliche Intervention nicht mehr im selben Maße angewiesen ist?
In einer Podiumsdiskussion stellen sich Gäste der Frage nach dieser Macht des Friedens. Die Rolle des Menschen darf dabei nicht vergessen werden und lässt fragen, was der Anteil des Menschen am Frieden ist – und was muss er tun, damit der Friede erhalten bleibt? Kann es auch global gesehen Frieden geben, welche Voraussetzungen müssten dafür geschaffen werden, oder bleibt dieser Wunsch eine Utopie?
Das Hereinbrechen des Ukraine-Krieges stellt erneut radikal das teilweise für selbstverständlich gehaltene Selbstbild eines friedlichen Europas infrage. Umso drängender ist erneut die Frage, wie man sich um den Frieden auf reflektierte Weise bemühen und der Ohnmacht gegenüber der Barbarei des Krieges entgegentreten kann.