Jugendliche als Seismographen religiöser Entwicklung der Gesellschaft
Nach der Einleitung durch Professor Ladstätter (PPH) und Organisatorin Lisa Weichsler (AAI) betonte Bürgermeisterin Elke Kahr die Notwendigkeit von Respekt gegenüber allen Religionen und Kulturen für ein gelungenes gemeinschaftliches Zusammenleben in der Stadt Graz und darüber hinaus. Werte, wie sie auch von Religionen vermittelt werden, "bieten Halt, gerade auch jungen Menschen, die nicht orientierungs- und ziellos zurückgelassen werden dürfen".
Drei soziologische Studien zeigten am ersten Abend, dass die Jugend sich nicht als homogene Gruppe zusammenfassen lässt. Freiheit und Selbststimmung, auch in ihrer Spiritualität, sind unter anderem von Keynotespeaker Dr. Jonas Kolb als zentrale Anliegen Jugendlicher genannt worden. Dazu wurde von Mag.a Julia Kaff vom Institut für Jugendkulturforschung von einem Wertewandel unter jungen Menschen gesprochen, hin zu Werten, die sich im Alltag bewähren und sich als lebensnah erweisen. Vortragende Prof.in MMag.a Dr.in Renate Wieser, der PPH Augustinum, bezeichnete in diesem Zusammenhang Jugendliche als Seismographen für religiöse Entwicklung, die die Schwingungen der Gegenwart aufgreifen.
Am Podium und im Gespräch mit dem Publikum, unter dem sich u.a. zahlreiche Mitglieder des Interreligiösen Beirates der Stadt Graz sowie Fachinspektor:innen und Religionslehrer:innen befanden, war man sich einig, dass Religionen eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Werten und dem Anstoß von Sinnfragen spielen und ein Fokus auf die Bildung von religiöser Urteilsfähigkeit gelegt werden soll.
Sichere Orte für sinnstifende Werte
Perspektiven junger Menschen auf ihre individuelle religiöse Sozialisation, das Verhältnis von Jugendlichen zur Religion und wie es gelingen kann, dass sich junge Menschen Religionsgemeinschaften zugehörig fühlen, standen am zweiten Tag im Fokus, der wieder von Anna Maria Steiner moderiert wurde.
Sowohl Jugendvertreter:innen aus Religionen als auch mit Jugendarbeit vertraute Personen hielten fest, dass Religionsgemeinschaften und konfessioneller Religionsunterricht den Jugendlichen als „safe spaces“ dienen, in denen ihnen Angebote zur partizipativen und persönlichen Suche nach erfahrbaren und sinnstiftenden Werten gemacht werden.
In einer Zeit des Wertewandels, in dem für religiöse Menschen und Atheisten in der Gesellschaft Platz sein muss, braucht es daher Resonanzräume für Jugendliche, um sowohl religiöse Identität als auch reflektierte Religionslosigkeit auf dem Niveau der Gegenwart ins Gespräch zu bringen – im Interesse des friedlichen Zusammenlebens unserer gemeinsamen Gesellschaft.
Als ein konkretes Ergebnis der Tagung wird im März 2023 an der PPH Augustinum zu einem interreligiösen Vernetzungstreffen für Multiplikator:innen in der Jugendarbeit geladen.
Mehr zum interreligiösen Dialog in der Stadt Graz unter: comunityspirit.com/